Autor:
R. Ottlieb
Wieder fragwürdiges Urteil nach Ausschreitungen beim Fußball
Knapp 2 Wochen nach den Ausschreitungen beim Spitzenspiel der NOFV- Oberliga Süd der beiden DDR- Traditionsvereine FSV Zwickau und Lok Leipzig sprach das Sportgericht des zuständigen Verbandes einmal mehr "Recht". Leipzig muss sein nächstes Heimspiel vor leeren Rängen austragen, der FSV eine Geldstrafe von 2.000 €.
Doch der Reihe nach. 28. März, Schauplatz Westsachsenstadion, Deutschlands 5. Liga im Jahre. Der Tabellenführer empfängt den Zweiten- nicht nur sportlich sollte dieses Derby eine Menge Brisanz versprechen, stellte sich "die Loksche" nach deren Neuanfang in der untersten Liga erstmals seit Jahren wieder in Zwickau vor. Letztlich wollten 4.100 Zuschauer dabei sein, darunter etwa 1.300 Gäste. Der Rahmen für eine aufgeheizte Derbyatmosphäre war angerichtet. Schon 2 Stunden vor Spielbeginn rotierte ein Helikopter über Zwickaus Stadtgebiet, Hundertschaften grüner Einsatzkräfte riegelten dasselbige zu einem Hochsicherheitstrakt ab. Sachsens Innenminister Buttolo (CDU) samt Polizeiführung rühmen die hervorragende Strategie und Präsenz- der ganz normale Wahnsinn im "Überwachungsstaat" 2009. Doch zurück.
Zu Beginn der 2. Halbzeit (beim Stande von 0:0) ließen sich der "harte Kern" des Leipziger Erlebnisfußballs nicht lumpen und verliehen ihrem Ruf einmal mehr zweifelhafte Ehre. Raketen auf Zuschauerblöcke, Rauchtöpfe, Bombas flogen gen Spielfeld Richtung Schiedsrichter und Leipziger (!) Spieler. Zu allem Überfluss sah sich Lok- Präsident Kubald in der Rolle genötigt, als Schlichter und Ruhepol vor dem Gästeblock zu fungieren- wortkark aber mit Kennerblick entdeckte er in eben jenem sicher altbekannte Kameraden gemeinsamer Jahre. (Anmerkung: Kennern ist er wohl eher als einschlägigem "Ex- Erlebnisfan" inzwischen verbotener Gruppierungen der Lok- Szene bekannt. Ein Schelm, der Böses dabei denkt...)
Der Schiedsrichter schickte daraufhin beide Teams für 7 Minuten in die Kabinen zurück, bevor das Spiel fortgesetzt werden konnte, um in den Schlussminuten den Höhepunkt der Hirntätigkeit einiger (weniger) Gäste zu erleben: so wurde ein farbiger Zwickauer Spieler mit Urwald- und Affenlauten verschmäht... Nach Spielschluss dann zeigte sich die bereits erwähnte ("Deeskalations-")Taktik. Alle Einsatzkräfte wurden auf die Straßen rund ums Stadion abkommandiert, der Weg für "Erlebnisorientierte" unter den Leipzigern war frei- Steine flogen hüben wie drüben beim Versuch, den Heimblock zu entern. Polizei sah man erst Minuten später.
Foto: Polizeiaufgebot beim Spiel des FSV Zwickau gegen Lok Leipzig
In der Summe sicher einige "Vergehen". die das Strafmaß doch in die Höhe zu steigen vermochten. Nicht wenige spekulierten über Punktabzug für Lok Leipzig als Wiederholungstäter als Konsequenz jüngst geurteilten Ausmaßes (wie in Halle und Zwickau 2008). Doch weiss man auch um eine gewisse Verbandsnähe des NOFV zu Lok. Das Ergebnis ist bekannt, und das wiederum fragwürdige Urteil stößt zum einen auf Kopfschütteln und Resignation, nährt andererseits erneut den Boden für "Verschwörungstheorien". Sitzen doch in der NOFV- Chefetage verdiente, alteingesessene Entscheidungsträger, welche bereits die Fußballpolitik der DDR kronloyal beherrschten. Alte Besen kehren eben doch gut.
Ein autoritärer Führungsstil, Allmacht und Willkür, fehlende Argumentation scheinen hierbei zum Tagesgeschäft zu gehören, gelernt ist gelernt, möchte man meinen. Zu Glaubwürdigkeit und Akzeptanz allerdings in der (Fußball-)Bevölkerung werden diese nur wenig beitragen. Deutschland, deine Gerichtsbarkeit 2009. Um es klar zustellen, Punktabzug und ähnliches Eingreifen am berühmten Grünen Tisch können nicht im Sinne des Sports liegen, jedoch sollte zum Wohle desselbigen für Chancengleichheit und gerechte Beurteilungen gesorgt werden.